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Ergonomische Gestaltung von Arbeitsgeräten

Für die optimale Stiellänge gibt es eine einfache Regel: Der Griff sollte sich immer auf Kinnhöhe befinden. 
(Foto: Wetrok)

Bei der Ausrichtung der Arbeitsbedingungen an den Menschen spielt die Wahl der Reinigungsgeräte und -maschinen eine grosse Rolle.

Dazu gehört beispielsweise die Ablösung manueller Tätigkeiten durch Maschinen wie die Scheuersaugmaschine. Sie reduziert die körperliche Belastung gegenüber dem Breitwischgerät in hohem Masse. «Ihre Handhabung kann aber auch neue Fehlhaltungen hervorrufen, unter anderem durch ständiges Beugen bei der Bedienung von Schaltern und Griffen, die nicht auf die Höhe des Anwenders ausgerichtet sind», erklärt Beat Nussbaum, Schulungsleiter von Kärcher, der mit einer Körpergrösse von 194 Zentimetern durch alle Raster fällt und damit die Herausforderung der Hersteller kennt, trotz Verstellmöglichkeiten eine Standardnorm zu definieren.

 

«Ein Entwicklungsteam kann keine Kommunalmaschine anfertigen, die für einen Mann (195 cm / 120 Kilo) und eine Frau (170 cm / 60 kg) gleichermassen stimmt. Natürlich helfen Verstellmöglichkeiten, trotzdem wird der Hersteller eine Zielgruppe fokussieren und das sind bei Kommunalfahrzeugen 70 bis 80 Prozent Männer. Nicht jedes Gerät wird also jedem Mitarbeitenden gleichermassen entsprechen, aber in jedem Gerät steckt viel Entwicklungsarbeit mit Marktforschungen und Ergonomiestudien, um ein ermüdungsfreies Arbeiten zu gewährleisten.» Wir zeigen, worauf beim Kauf von Reinigungsgeräten geachtet werden kann:

  • Griffe und Bedienelemente von Scheuersaugmaschinen sollten mühelos erreichbar, Sitz und Lenkrad höhenverstellbar sein. Bei Aufstehmaschine auf die Trittbrettlänge achten, die für ergonomisches Arbeiten mindestens dem Fussbett der Anwenderin oder des Anwenders Platz bieten sollte. Ein Fahrantrieb reduziert den Kraftaufwand, und bei grossen Maschinen sollten sich Saugbalken und Bürstenkopf automatisch heben und senken lassen.
  • In der Bodenreinigung mit Breitwischgeräten reduziert eine Arbeitsbreite von 40 Zentimetern die Reibwiderstände gegenüber grösseren Modellen. Der Stiel muss höhenverstellbar (der Griff sollte sich auf Kinnhöhe befinden) und der Halter mit dem Fuss bedienbar sein. Auf Böden mit hohem Widerstand wie unbeschichtetem Linoleum erleichtert ein Gleitstreifen im Mikrofaser-Wischbezug das Arbeiten. Bei losen Verschmutzungen reicht staubbindendes Wischen aus. Das ist für den Körper nochmals weniger anstrengend.
  • Mit einem Akku-Sauger entfallen die Suche nach Steckdosen, das Kabelab- und wiederaufrollen sowie unzählige Wege. Bei Rucksackmodellen auf geringes Gewicht und individuelle Verstellmöglichkeiten des Tragegestells achten. Kärcher hat seine Tragegestelle beispielsweise vom Rucksackspezialisten Deuter entwickeln lassen.
  • Auch die Art und Weise wie ein Raum gereinigt wird, kann Anstrengung minimieren, etwa die Umstellung von der Reinigung mit Eimer und Tuch zur Reinigung mit Schaumflasche und Mikrofasertuch oder zur 16-Seiten-Tuchfaltmethode. Beides macht das Auswringen von Tüchern oder das Herumschleppen von schweren Wassereimern überflüssig.

 

«Reinigungswagen sollten ausserdem so konzipiert sein, dass der Abfallsack von unten aus dem Wagen genommen werden kann», sagt Andrea Kuppinger, Kundenberaterin und staatlich geprüfte Desinfektorin bei der Weita AG abschliessend und betont: «Ein ergonomisch optimiertes Gerät entfaltet seinen Nutzen aber nur, wenn es korrekt eingesetzt wird. Wir schulen das bei den Kundinnen und Kunden vor Ort. Zusätzlich sind Vorgesetzte gefordert, die ihre Mitarbeitenden für das Thema laufend sensibilisieren und sie immer wieder instruieren, wie man Geräte richtig einsetzt.» «Denn gerade Quereinsteiger und Hilfskräfte fallen oftmals durch die Maschen und sind besonders betroffen von den negativen Auswirkungen von Fehlhaltungen», weiss Beat Nussbaum, Schulungsleiter von Kärcher.

Autorin: Sabine Born


Checkliste: Wie steht es in meinem Betrieb um die Ergonomie?


1. Kennen die Mitarbeitenden den Begriff «Ergonomie» und sind sie auf gesundheitsschonendes Arbeiten sensibilisiert?

2. Welche ergonomischen Vorteile bieten die vorhanden Reinigungsutensilien wie Maschinen, Geräte oder Zubehör? Sind sie auf individuelle Körpergrössen einstellbar?

3. Wissen Mitarbeitende um diese Vorteile und nutzen sie Hilfsmittel korrekt?

4. Wird schweres Heben mehrheitlich vermieden und kommen dafür Hilfsmittel wie Transport- oder Reinigungswagen zum Einsatz?

5. Beziehen Mitarbeitende ihre Kraft zur Ausführung von Bewegungen aus den starken Oberschenkel- und Gesässmuskeln? (Das ist gut ersichtlich beim Abwischen von Tischen oder bei der Bodenreinigung mit einem Wischgerät)

6. Fühlen sich Mitarbeitende nach Vollendung ihrer Arbeit komplett erschöpft und beeinträchtigt oder haben sie noch Energie, um Freizeitaktivitäten nachzugehen?

7. Sind Mitarbeitende mit den physikalischen Gesetzen (z.B. Hebelgesetz, Gesetz des Schwerpunkts bzw. der Schwerelinie) vertraut?

8. Gibt es im Betrieb viele Krankheitsausfälle? Falls ja, was ist die Hauptursache?

9. Sind Merkblätter oder Video-Anleitungen zur ergonomischen Arbeitsgestaltung vorhanden?

10. Wurden Mitarbeitende bezüglich Ergonomie ausführlich geschult?
Mehr Infos zum Thema in der aktuellen Ausgabe von Unterhaltplus.